16. Bundesbegegnung 2011
„Hören, was die Welt bewegt“ – 16. Bundesbegegnung „Schulen musizieren“ in Bremen
Seit nunmehr 30 Jahren schon findet die Bundesbegegnung „Schulen musizieren“ im zweijährlichen Rhythmus statt. Der VDS verfolgt dabei das Ziel, ausgewählte Ensembles aus verschiedenen Regionen zusammenzuführen, welche – ganz ohne Wettbewerbsdruck – ihr eigenes musikalisches Können darstellen sowie die Leistungen der anderen erleben dürfen. Nicht selten führt dieses erste Kennenlernen zu engen Freundschaften oder längerfristigen Partnerschaften der Schulen. Musik verbindet eben!
Austragungsort der 16. Bundesbegegnung vom 26. bis 29. Mai 2011 war nunmehr die schöne Hansestadt Bremen. Dort trafen sich insgesamt 21 Ensembles aus allen deutschen Bundesländern sowie dem diesjährigen Partnerland England.
Vier Tage lang wurde ganz Bremen von einer „musikalischen Welle“ erfasst, überall waren die über 700 musizierenden SchülerInnen präsent. Neben den vielen Schulkonzerten in Bremens Stadtteilen sowie den vier Begegnungskonzerten im Konzerthaus „Die Glocke“ am Donnerstag und Sonntag, in der Veranstaltungshalle „Pier2“ am Freitag sowie in der Marktkirche „Unser lieben Frauen“ am Samstag fanden zahlreiche Musikaufführungen in sozialen und städtischen Einrichtungen, in der Lloyd-Passage, in der Justizvollzugsanstalt und zur Umrahmung von Gottesdiensten statt. Auf dem Marktplatz stand eine Freilichtbühne, die Bremens „gute Stube“ in einen riesigen Konzertsaal verwandelte; und an der Musikbegeisterung der Akteure und Zuhörer konnte selbst das hanseatische Wetter nichts ändern. Insbesondere bei den Begegnungskonzerten zeigten sich das hohe Niveau sowie die breite Vielfalt der 21 Schulensembles vor großem Publikum. Ob Salon- oder großes Orchester, ob Rock- oder Steelband, ob Musicalsänger, Jazz- oder Kammerchor – alle Gruppen gaben ihr Bestes und rissen die Besucher zu wahren Begeisterungsstürmen hin. Den Höhepunkt des Abschlusskonzerts bildete das Workshop-Orchester, bestehend aus 82 Instrumentalisten der Teilnehmer-Ensembles sowie 14 Musikern von den Bremer Philharmonikern. Unter der Leitung von Florian Ziemen wurde die anspruchsvolle „Tragische Ouvertüre“ von Johannes Brahms aufgeführt, die am Tag zuvor im gemeinsamen Workshop erarbeitet wurde. Mit Profis gemeinsam zu musizieren war für die beteiligten Jugendlichen zweifellos eine einzigartige Erfahrung.
Thüringen wurde in diesem Jahr von der Streicherklasse 2 der Staatlichen Grundschule „Johannes Falk“ Weimar unter der Leitung von Ute und Olaf Adler vertreten. Für die Grundschüler war dies bisher sicher die weiteste und auch aufregendste Reise zu gleich mehreren Konzerten, welche sie aber allesamt mit Bravour meisterten. Anlässlich des gemeinsamen Schulkonzerts mit der Partnergrundschule Grolland wurden die bereits bestehenden Beziehungen vertieft und über eine weitere Zusammenarbeit beraten. Beim Spielen auf der Open-Air-Bühne vor der herrlichen Kulisse des Bremer Rathauses begeisterten die Thüringer das Publikum mit ihren Stücken ebenso wie bei ihrem großen Auftritt zum 3. Begegnungskonzert in der Kirche „Unser lieben Frauen“. Das altersdurchschnittlich wohl Jüngste aller Teilnehmer-Ensembles erhielt viel Anerkennung für seine Leistung; vielleicht auch deshalb wurden gerade die Thüringer Kinder mit ihren Instrumenten zu einem beliebten Fotomotiv. Ute und Olaf Adler kümmerten sich während der 4 Tage aufopferungsvoll um ihre Schüler und machten aller Widrigkeiten wie flatternde Noten oder verlorene Essenmarken zum Trotz diese Bundesbegegnung zu einem unvergesslichen Erlebnis für alle Beteiligten. Vielen Dank an euch und weiter so!
Unter dem Motto „Hören, was die Welt bewegt“ wurde auch in diesem Jahr wieder ein Kompositionswettbewerb für alle teilnehmenden Ensembles ausgeschrieben. Die eingereichten Eigen-Kompositionen sollten zudem einen engen Bezug zum Bremer Übersee-Museum haben, dem Ort, wo auch das Preisträgerkonzert am Samstagnachmittag stattfand. Mit dem Orff-Orchester und Chor der Carl-Orff-Grundschule Berlin sowie dem Ensemble „Crashendos 123“ der Förderschule Winterbachsroth-Dudweiler fand dieser Wettbewerb in diesem Jahr wirklich würdige Gewinner, die auch das anwesende Publikum mit ihren Beiträgen „Musik, die die Welt bewegt“ sowie „Boat People“ überzeugten und zutiefst rührten. Die Preisgelder wurden von der Pro Musica Viva – Maria Strecker-Daelen-Stiftung aus Mainz zur Verfügung gestellt und vom ehemaligen Bremer Bürgermeister Dr. Henning Scherf an die überglücklichen Gewinner übergeben.
Als Präsident des deutschen Chorverbandes sprach Scherf bereits zum Auftaktkonzert in der „Glocke“ den Anwesenden aus der Seele, als er in seiner Laudatio ebenso unterhaltsam wie inhaltsstark den Wert der Musik und speziell des Singens hervorhob. „Singen ist ein Lebensmittel, das man als ganzer Mensch braucht“, lautete sein Fazit, für das er donnernden Applaus erntete. Auch die Bremer Senatorin für Bildung und Wissenschaft, Renate Jürgens-Pieper hatte großes Interesse an den Veranstaltungen und wies mehrfach nachdrücklich auf die Notwendigkeit schulischer Musikerziehung hin. Bleibt zu hoffen, dass diese Worte nicht unghört verhallen und dass von der Bundesbegegnung ein Signal an die zuständigen Bildungspoltiker ausgeht.
Dem Projekt-Team um Georg Kindt war es in langer und harter Arbeit wieder einmal gelungen, ein rundum gelungenes Jugend-Festival zu organisieren. Ich möchte daher nicht versäumen, diesem Team ein großes Dankeschön auszusprechen!
Innerhalb des Abschlusskonzertes in der „Glocke“ wurde dann die Trophäe „Schulen musizieren“ dem Staatssekretär Walter Schumacher aus dem Kultusministerium Rheinland-Pfalz überreicht, denn 2013 wird es ein Wiedersehen in Koblenz geben. Mit dem eigens für diesen Anlass bearbeiteten Final-Song „Musik gibt dir Kraft“ ging schließlich eine erfolgreiche und stimmungsvolle 16. Bundesbegegnung „Schulen musizieren“ zu Ende.
Corina Schütze-Herrmann